Bluebell Capital Partners – Antwort auf den Offenen Brief des Solvay-Vorstands in Bezug auf Natriumkarbonat-Herstellung in Rosignano


LONDON, Feb. 18, 2022 (GLOBE NEWSWIRE) -- In Bezug auf den offenen Brief des Vorstands der Solvay S.A. („Solvay“) (Euronext Brussels: SOLB.BR), bezüglich seiner Natriumkarbonat-Herstellung in Rosignano (der „Solvay Open Letter“), datiert vom 10. Februar 2022, möchten wir Folgendes klarstellen:

Wir bestätigen, dass Bluebell Capital Partners 1 (eine) Aktie an Solvay besitzt, um sich als Aktionär zu qualifizieren. Diese qualifizierende Beteiligung ist Teil einer gemeinnützigen Initiative („One Share ESG Campaign“), für die wir, ohne jegliches wirtschaftliches Interesse, unsere Expertise als aktivistischer Finanzinvestor bereitstellen, um Umweltorganisationen, örtliche Gemeinden und Entscheidungsträger zu unterstützen. Das einzige Ziel ist es, auf einer pro bono-Basis signifikante Umwelt- oder Sozialprobleme im Rahmen unseres breiteren ESG-Engagements anzusprechen.

Im 21. Jahrhundert werden Erhaltung sowie die Anwendung nachhaltiger Praktiken, die negative Auswirkungen von Unternehmen auf sowohl Frischwasser- als auch Meeresressourcen begrenzen, allgemein als eine der tragenden Säulen der Klima-Agenda angesehen. Dies wird durch die Einführung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (2030 Agenda for Sustainable Development Goals) durch die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen unterstrichen. Das Ziel bis 2025, „alle Arten der Meeres­verschmutzung, ins­besondere durch vom Lande ausgehende Tätigkeiten und namentlich Meeres­müll und Nähr­stoff­belastung, zu verhüten und erheblich zu verringern.“ (SDG 14.1) sticht besonders hervor.

Es ist bedauerlich, dass Solvay, das sich selbst als „ein Wissenschaftsunternehmen mit ESG als Kernstück1 definiert, nicht bereit zu sein scheint, dieses Prinzip (SDG 14.1) in seiner Sodafabrik in Rosignano (Italien) zu unterstützen, wo das Unternehmen jedes Jahr Hunderttausende von Tonnen Feststoffe mit Nickel, Cadmium, Chrom, Arsen und Quecksilber an der Küste, und letztendlich ins Mittelmeer ablädt. Dieser Datenpunkt beruht voll und ganz auf der eigenen Erklärung von Solvay, in der das Unternehmen angab, dass es im Dreijahreszeitraum von 2018 bis 2020 688.000 Tonnen Feststoffe mit 88,7 Tonnen Schwermetallen entsorgte2.

Die Entsorgung von Solvays Abfallprodukten, die bei der Natriumkarbonat-Herstellung in Rosignano anfallen, hat eine offene Mülldeponie erschaffen mit dem faszinierenden (und irreführenden) Aussehen eines idyllischen Karibikstrands (den sogenannten „Weißen Stränden“ von Rosignano).

Im Gegensatz zu Solvays Aussagen in seinem Offenen Brief, ist Bluebell Capital Partners nur an einer wissenschafts- und faktenbasierten Diskussion interessiert, und wir haben Solvay sämtliche Begleitunterlagen3, die wir überprüft und zusammengestellt haben, zur Verfügung gestellt. Wir haben auch sehr ausführlich die Antworten geprüft, die Solvay auf die von Bluebell Capital Partners auf seiner Hauptversammlung im Mai 2021 gestellten Fragen geliefert hat. Wir finden es äußerst enttäuschend, dass Solvay sich daraufhin geweigert hat (am 11. Juni 2021)4, Klarheit in Bezug auf die Widersprüche und Versäumnisse zu schaffen, auf die wir das Unternehmen im Anschluss an die Due Diligence in Bezug auf die Informationen, die uns die Aktionäre bei der Hauptversammlung5 bereitgestellt wurden, hingewiesen haben.

Wir haben auch die Präsentation „Solvays Natrimkarbonat-Herstellung in Rosignano (Januar 2022)6 (die „Solvay-Präsentation“) geprüft, auf die im Offenen Brief von Solvay Bezug genommen wird. Wir fanden sie unschlüssig, völlig irrelevant und somit vollkommen irreführend.

In der Präsentation von Solvay wird angegeben, dass gemäß der italienischen Überwachungsstelle ARPAT7 die „Badequalität hervorragend ist“. Unseres Erachtens ist diese Aussage irreführend, da sie nicht klarstellt, dass die Bewertung von ARPAT „nur [auf] 2 mikrobiologischen Parametern basiert (Escherichia coli und intestinale Enterokokken(ARPAT), „ohne jegliche Berücksichtigung sonstiger ökologischer Faktoren, weder chemischer noch organoleptischer (d. h. durch die Sinne, wie Geruch, Farbe usw. wahrnehmbar), und weder ästhetischer noch landschaftlicher, was sich auf das Wasser, die Strände oder den Meeresboden bezieht“ (ARPAT). Die Aussage allein bestätigt, dass die Bewertung durch ARPAT kein handfestes Ergebnis untermauert, dass die durch Solvay ins Meer entsorgten Substanzen sich nicht negativ auf die Badequalität auswirken, was eindeutig durch die in der Präsentation von Solvay enthaltenen Aussage impliziert wurde. Wir können wir nur zu dem Schluss kommen, dass sie – bestenfalls – vollkommen irreführend, aber letztlich als täuschend angesehen werden könnte.

In der Präsentation von Solvay wird festgestellt, dass der „ökologische und chemische Status bei Rosignano im Einklang mit der toskanische Küste [ist]“ und bezieht sich auf einen zweiten Bericht, der von der italienischen Überwachungsstelle ARPAT8 erstellt wurde. Unter der Voraussetzung, dass die Umweltbelastung in Rosignano durch Solvay durch die Existenz ähnlicher Umweltprobleme in anderen Bereichen nicht verringert würde, hat Solvay nicht spezifiziert, dass ARPAT den chemischen Zustand der Gewässer als „NICHT GUT9 klassifiziert hat. Der ARPAT-Bericht bezog sich des Weiteren ausführlich auf das übermässige Vorhandensein von Quecksilber, Arsen und Hexachlorbenzol (HCB) in den Gewässern bei Rosignano.

Darüber hinaus hat Solvay wiederholt öffentlich bekanntgegeben, dass Schwermetalle (einschließlich Quecksilber10), die in den in die Gewässer bei Rosignano entsorgten Feststoffen enthalten sind, „im Festkörperzustand des Kalksteins eingeschlossen bleiben und nicht von lebenden Organismen, einschließlich Menschen und Fisch, absorbiert werden können11. In der Präsentation von Solvay wird nicht erwähnt, dass der oben genannte ARPAT-Bericht, der in der Präsentation ausdrücklich genannt wird, zu dem Schluss kommt, dass Analysen zur Feststellung des Vorhandenseins von Quecksilber in Fischen auf eine Bioakkumulation dieses Metalls entlang der gesamten Küste hindeuten, mit Überschreitungen des Umweltstandards in allen Gewässern außer an der Küste des Serchio(ARPAT), d. h. man kann mit Sicherheit annehmen, dass Rosignano in diesem Studienbereich liegt.

Seit unserer anfänglichen Einbindung im September 2020 haben die Bedenken von Bluebell Capital Partners in Bezug auf Solvays Aktivitäten in Rosignano die Aufmerksamkeit von vielen erweckt: Entscheidungsträgern im Europäischen Parlament12 sowie in den italienischen Regional-13,14 und National-15,16,17 Parlamenten, Investoren und gemeinnützigen Umweltorganisationen18, dem Vertreter des Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen für die Auswirkung von umweltgerechter Bewirtschaftung und Entsorgung von gefährlichen Substanzen und Abfällen auf die Menschenrechte19, dem Vorstand der italienischen Parlamentskommission für die Untersuchung illegaler Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Abfallkreislauf und Umweltverstößen20, der Ratingagentur MSCI (die Solvays ESG-Rating im März 2021 heruntersetzte und sich auf die „Gegenreaktion gegen Abfallentsorgung von seiner Natriumkarbonat-Anlage in Rosignano bezog“), Mitgliedern der örtlichen Community, führenden einheimischen und internationalen Medienunternehmen und Millionen aktiver Mitglieder auf Social-Media-Plattformen, die ihre Empörung über diese völlig unverantwortliche Umweltaktivität zum Ausdruck bringen21.

Im besten Interesse eines echten Fortschritts bei diesem dringenden Anliegen wünschen wir uns konstruktive Interaktion, um die beste Lösung für alle Interessenvertreter zu finden. Wir fordern Solvay erneut auf, zusätzlich zu den Dokumenten, auf die im Addendum zum Solvay Open Letter Bezug genommen wird, eine Liste, die wir als höchst unvollständig und unzulänglich erachtet haben, verfügbar zu machen, um eine fundierte Schlussfolgerung ziehen zu können, sowie unabhängige wissenschaftliche Forschungsdaten, um Folgendes zu widerlegen: (i) Schwebstoffe, die von Solvay ins Meer eingeleitet werden, sammeln sich an und führen zu einer lokalen Ablagerung (die „Weißen Strände“); (ii) Schwermetalle, die in Körnern mit einer Größe von wenigen Mikrometern enthalten sind, werden von lebenden Organismen absorbiert; (iii) die Küstenerosion wird durch die Ableitung von Wasser aus den Flüssen Cecina und Fine durch Solvay und den Bau des Staudamms von Santa Luce verursacht bzw. beeinflusst; (iv) Solvays Meerwasserentnahme wird hauptsächlich für Kühlwasser verwendet; und (v) in der Gemeinde Rosigano wird im Vergleich zur nahe gelegenen, weniger industrialisierten Gemeinde Cecina eine erhöhte Sterblichkeitsrate bei chronisch-degenerativen Erkrankungen (oder bei anderen Krankheiten) beobachtet und es besteht ein kausaler Zusammenhang zwischen der überhöhten Sterblichkeit und den lokalen Umweltbelastungen.

In Bezug auf die am 20. Januar 2022 erneut erteilte Verlängerung der Umweltgenehmigung (IPPC) für Solvays Aktivitäten in Rosignano durch den gegenwärtigen italienischen Minister für Ökologische Transition rechtfertigt dies nicht das Umweltverhalten von Solvay. Diese Fragen, die Bluebell Capital Partners 2020-2021 aufgeworfen hat, wurden direkt in der Pressemitteilung des Ministeriums für Ökologische Transition vom 1. Februar 2022 bestätigt: „die Probleme, die durch die neue 2022 genehmigte Umweltgenehmigung (IPPC) angesprochen wurden, haben keine Verbindung zu dem breiteren und komplexeren Problem der Umweltschäden und Renaturierung bei Rosignano. Das Ministerium arbeitet jedoch weiterhin daran. So wurden beispielsweise alle Berichte, die zwischen 202022 und 202123 eingingen, an die zuständigen Stellen des Ministeriums weitergeleitet, die umgehend das italienische Institut für Umweltschutz und Forschung (ISPRA) um weitere Nachweise und Interventionsvorschläge baten. Diese wurden im Dezember 2021 überarbeitet und sind Gegenstand einer Diskussion zwischen dem Ministerium und Solvay“ (Übersetzung: Ministerium für Ökologische Transition, 1. Februar 2022)24.

Übrigens: der gegenwärtige italienische Minister für für Ökologische Transition erneuerte die für 12 Jahre erteilte Genehmigung fünf Jahre vor ihrem regulären Ablaufdatum und verlängerte somit Solvays Umweltgenehmigung um zusätzliche sieben Jahre, trotz (nach eigener Angabe) ausstehender „weiterer Nachweise“ in Bezug auf die „weiteren und komplexeren“ Umweltprobleme bei Rosignano. Wir würden gerne wissen, wie es zu dieser vorgezogenen Verlängerung der Umweltgenehmigung kam.

Der italienische Minister in seiner ehemaligen Rolle als Senior Manager des Rüstungsunternehmens Leonardo Spa gab am 2. Februar 2021 (d. h. elf Tage vor seiner Ernennung zum Minister) ein Joint Venture zwischen Leonardo Spa und Solvay bekannt25,26. Unseres Wissens ist der gegenwärtige Minister für Ökologische Transition, der im Februar 2021 ernannt wurde, nicht bei Leonardo Spa ausgeschieden, sondern ließ sich beurlauben. Wegen eines potenziellen Interessenskonflikts und angesichts der bekannten ungelösten Umweltprobleme durch Solvays Aktivitäten in Rosignano, hat die neue Genehmigung durch den Minister im Januar 2022 umfassende Medienberichterstattung und zusätzliche Prüfungen durch mehrere Mitglieder der italienischen Regional-27 und National-28,29,30Parlamente ausgelöst.

Wie die einflussreiche Modezeitschrift Vogue in ihrer legendären Septemberausgabe von 2021 schrieb: „der Strand von Rosignano-Solvay wird zum Symbol einer dringenden Diskussion über die stets so relevante Beziehung zwischen Mensch und Umwelt31.

Solvay kann dieser „dringenden Diskussion“ mit seinen Aktionären nicht entgehen, indem das Unternehmen einfach einen „Offenen Brief“ hochlädt. Wir würden lieber sehen, dass das Unternehmen letztendlich ein offenes und konstruktives Gespräch anstrebt, um diese Umweltkontroverse anzugehen.

1 https://www.solvay.com/sites/g/files/srpend221/files/2020-10/ESG%20webinar%20Slides.pdf
2 Solvay, Q&A AGM 2021 https://www.solvay.com/sites/g/files/srpend221/files/2021-05/2021.05.11%20-%20AGM%20-%20Q%26A%20%28May%2025%2C%202021%29.pdf3 https://www.dropbox.com/sh/9v78t7qaim50i2s/AAADQ-CZApx-C9EpGXhoAlQwa?dl=0https://www.dropbox.com/s/lbztzui0a1xcelj/%20Solvay%27s%20Letter%20to%20Bluebell%20Capital%20Partners%20%2811%20June%202021%29%20.pdf?dl=05 https://www.dropbox.com/s/r951l2q2i118i9q/%20Bluebell%20Capital%20Partners%20Letter%20to%20Solvay%20%20%284%20June%202021%29.pdf?dl=06 https://www.solvay.com/sites/g/files/srpend221/files/2022-01/Solvay%20Rosignano%20presentation.pdfhttp://www.arpat.toscana.it/documentazione/catalogo-pubblicazioni-arpat/rapporti-balneazione/il-controllo-delle-acque-di-balneazione-stagione-2020http://www.arpat.toscana.it/datiemappe/dati/stato-chimico-ed-ecologico-delle-acque-marino-costiere-della-toscana und dann: http://www.arpat.toscana.it/documentazione/catalogo-pubblicazioni-arpat/monitoraggio-delle-acque-marino-costiere-in-toscana-anno-20209 basierend auf einer Klassifizierung nach dem dualen System: GUT oder NICHT GUT
10 Quelle: Solvay, Q&A AGM 2021 https://www.solvay.com/sites/g/files/srpend221/files/2021-05/2021.05.11%20-%20AGM%20-%20Q%26A%20%28May%2025%2C%202021%29.pdf11 Quelle: Solvay, Q&A AGM 2021 https://www.solvay.com/sites/g/files/srpend221/files/2021-05/2021.05.11%20-%20AGM%20-%20Q%26A%20%28May%2025%2C%202021%29.pdf12 https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/E-9-2021-000611_IT.pdf13 http://www.consiglio.regione.toscana.it/upload/crt/interrogazioni/11/MOZ0221.pdf14 http://www.consiglio.regione.toscana.it/upload/crt/interrogazioni/11/IS0439.pdf15 https://www.senato.it/japp/bgt/showdoc/showText?tipodoc=Sindisp&leg=18&id=118884716 https://aic.camera.it/aic/scheda.html?numero=4/08095&ramo=CAMERA&leg=1817 https://aic.camera.it/aic/scheda.html?numero=4/09957&ramo=CAMERA&leg=1818https://collaborate.unpri.org/group/8626/stream oder https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLScUy2NoUF-ofL0Yvv21S4wBnmtyTtogk4nMXxzKG94tadqV1w/viewform19 https://www.ohchr.org/EN/NewsEvents/Pages/DisplayNews.aspx?NewsID=27957&LangID=E20 Solvay, Q&A AGM 2021 https://www.solvay.com/sites/g/files/srpend221/files/2021-05/2021.05.11%20-%20AGM%20-%20Q%26A%20%28May%2025%2C%202021%29.pdf21 https://www.tiktok.com/@ciaosasha/video/6985158797295701254?is_copy_url=0&is_from_webapp=v1&sender_device=pc&sender_web_id=698179618897189427722 https://www.dropbox.com/s/sicdbcn0sli0lfi/Letter%20from%20the%20Italian%20Ministrry%20of%20Environment%20%2813%20October%202020%29%20.pdf?dl=023 https://www.dropbox.com/s/zir5jnzdcrnfdj1/Letter%20from%20the%20Italian%20Ministtry%20of%20Environment%20%20%2815%20July%202021%29.pdf?dl=024 https://www.mite.gov.it/comunicati/comunicato-aia-2022-solvay25 https://www.leonardo.com/en/press-release-detail/-/detail//02-02-2021-leonardo-e-solvay-nasce-il-laboratorio-di-ricerca-congiunto-sui-materiali-compositi-termoplastici26 https://www.solvay.com/en/press-release/solvay-and-leonardo-launch-joint-research-lab-for-thermoplastic-composites27 https://www.consiglio.regione.toscana.it/upload/crt/interrogazioni/11/IS0680.pdf28 https://www.senato.it/japp/bgt/showdoc/showText?tipodoc=Sindisp&leg=18&id=133161929 https://www.senato.it/japp/bgt/showdoc/showText?tipodoc=Sindisp&leg=18&id=133204330 https://aic.camera.it/aic/scheda.html?numero=4/11348&ramo=CAMERA&leg=1831 https://www.vogue.it/news/article/update-from-vogue-italia-september-cover

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Solvay Sodafabrik in Rosignano

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